„Jugend und Altersarmut“ Eine Veranstaltung der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60 Plus am 22.April 2016 im Kastenwirt Grafing

24. April 2016

Die Miete nicht mehr zahlen können. Auf Urlaub verzichten, weil das Gehalt nicht reicht. Jeden Cent dreimal umdrehen und sich die Zuzahlung für den Zahnersatz einfach nicht mehr leisten können: Armut in Deutschland hat viele Gesichter. Mitten im reichen Deutschland sind immer mehr Menschen von ihr betroffen.

Laut Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung lebten 2013 ganze 15 Prozent der Bevölkerung in Armut oder an der Armutsgrenze. Das sind rund zwölf Millionen Menschen, darunter allein 2,5 Millionen Kinder. Die Armut in Deutschland wächst. Betroffen sind vor allem kranke und alte Menschen, Niedriglöhner und Arbeitslose, kinderreiche Familien und Alleinerziehende. Unter den alleinerziehenden Eltern gelten 43 Prozent als arm. Die SPD- Arbeitsgemeinschaft 60 Plus hat sich des Themas angenommen um wachzurütteln, wir brauchen keine Fensterreden, die nur den Wahlkampf geschuldet sind, wir brauchen endlich schlüssige Konzepte um auch den nachfolgenden Generationen einen gesicherten Lebensabend zu ermöglichen. Armut trifft nicht nur Menschen ohne Arbeit: Geringe Löhne haben dazu geführt, dass mittlerweile viele Menschen trotz ihrer Arbeit von Armut bedroht sind. Besonders gefährdet sind Alleinerziehende und ihre Kinder, Wohnungslose, Menschen mit Migrationshintergrund und - durch Gesundheitsreformen und hohe Zuzahlungen - wieder verstärkt Alte, Kranke und Menschen mit Behinderung. Häufig kommen gleich mehrere Belastungen zusammen, wie geringes Einkommen, ungesicherte Wohnverhältnisse, Krankheit, psychische Probleme, mangelnde Ausbildung und soziale Ausgrenzung. Die heutige Rentengeneration wird die Ausnahme bleiben: ihr geht es so gut, wie keiner Rentengeneration zuvor. Doch bald wird die Generation des Baby-Booms der Nachkriegszeit das Rentenalter erreichen: viele von ihnen haben nichts oder wenig in das Rentensystem eingezahlt. Diese Lücken sind nicht durch Lebensversicherung oder Immobilien aufgefüllt worden. Wovon auch?! Wer als Durchschnittsverdiener 40 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, kann lediglich mit einer Rente von höchstens 650 Euro rechnen. Im Jahr 2030 ist damit zu rechnen, dass etwa die Hälfte der Senioren eine Rente beziehen wird, die kaum höher als die Grundsicherung (Sozialhilfe) sein wird. Es gibt 2,3 Millionen Solo-Selbständige, die von einem Projekt zum nächsten leben. Es gibt derzeit 11,8 Millionen Teilzeitbeschäftigte in Deutschland. Es gibt zurzeit 6,5 Millionen Geringverdiener, die lediglich 4 oder 5 Euro in der Stunde verdienten – in der Pflege, der Gebäudereinigung oder im Gastgewerbe. Mit diesen brennenden Fragen konfrontiert waren folgende Podiumsgäste : Die Landtagsabgeordnete Doris Rauscher Die DGB Vorsitzende im Landkreis Ebersberg Eva-Maria Vorland Den Geschäftsführer der Diakonie Rosenheim Peter Selensky und als Vertreter der Wirtschaft Prof. Dr. Werner Widuckel die einem höchst interessierten Publikum 3 Stunden lang Rede und Antwort standen. Leider fehlten die „Jugend“, für die der Abend gedacht war. Es wurde von allen Teilnehmern vehement ein Umsteuern in der Rentenpolitik gefordert, auf eine höhere steuerfinanzierte Grundrente, Beibehaltung der Solitarrente in die alle Arbeitnehmer einzahlen müssen, die Einführung eines flexiblen Renteneintritts statt der Rente mit 67 Jahren und vieles mehr. Wichtig dabei ist, dass schon jungen Menschen im Sozialkundeunterricht bewusst gemacht wird, dass ein lückenloser Beschäftigungsverlauf und eine qualifizierte Beschäftigung die einzige Chance ist einer Altersarmut zu begegnen. Das Heer der Frauen, die sich mit 450,-- € Jobs und im Niedriglohnsektor bewegen, wird in späteren Jahren wie ein Bumerang auf die Sozialkassen zukommen. Hier ist Aufklärung dringend erforderlich.

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