Eine Veranstaltung der Jungsozialisten, gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft 60 – plus am 17.1.2015 beim Kastenwirt in Grafing.
Die Veranstaltung ist in der Zusammensetzung ein Novum, denn es gab noch keine Veranstaltung die von den Jusos und von der Arbeitsgemeinschaft 60 plus gemeinsam durchgeführt wurde. Doch das Thema ist gerade in unseren Tagen wieder so aktuell wie lange nicht mehr, deshalb sollten die jungen Menschen Gelegenheit haben mit noch lebenden Betroffenen zu reden.Die Veranstalter freuten sich deshalb sehr dass sich Menschen, die selbst Flucht und Vertreibung erlebt haben, bereit gefunden haben auf diese schwere Zeit zurück zu blicken.
Hilde Paul aus Schlesien, Helga Schweiger aus Ostpreußen, Ingrid Einhellig aus Danzig und Ernst Heidenreich aus dem Sudetenland. Außerdem konnte die SPD auch noch aus Grafing Frau Kajnath begrüßen, die einige Beispiele vom Schicksal der von ihr betreuten Asylbewerber und Flüchtlinge beitrug.
Täglich hören und lesen wir in den Medien, welche Schicksale hinter den vielen Flüchtlingen und Asylbewerbern verborgen sind. Es gibt viel Zuspruch und Hilfen von Seiten der Bevölkerung, aber es baut sich auch eine Gegenbewegung auf, die ihren Nährboden in der unterschwelligen Angst vor der unbekannten „Islamisierung“ und dem Fremdartigen der Flüchtlinge hat.
Nach dem 2. Weltkrieg gab es im deutschsprachigen Raum eine Flüchtlingswelle und Vertreibung von Millionen Menschen aus deren Heimat Ostpreußen, Schlesien, Pommern, Sudetenland, Böhmen und Mähren. Wie ist es diesen Menschen bei uns ergangen? Sie waren zwar der deutschen Sprache mächtig, aber sind sie deshalb willkommener gewesen?
Die Berichte der Anwesenden waren erschütternde und anrührende Zeugnisse einer Zeit die in deren Leben immer noch starke Nachwirkungen haben. Die zahlreichen Zuhören konnten den emotional vorgetragenen Erzählungen nur unter großem Mitgefühl folgen. Mitgefühl, das damals in den letzten Jahren des Krieges und in den Jahren danach beim „ Ankommen“ meist nicht spürbar war. Zu den Ängsten und Strapazen einer oft monatelangen Flucht und Vertreibung, kamen die Ablehnung der Menschen bei denen ein neuer Anfang beginnen sollte.
Frau Kajnath zeigte die vielen Schwierigkeiten auf, mit denen die Flüchtlinge und Asylsuchende bei uns kämpfen müssen. Das sind vor allem die langwierigen Asylverfahren, die andauernde Verschiebungen in verschiedene Unterkünfte, die Ungewissheiten welches Verfahren sie erwartet. Ebenso problematisch ist das Verbot zu arbeiten, auch wenn das theoretisch nach 3 Monaten möglich wäre, ist die Sprachbarriere das größte Hindernis. Auch wenn es in allen Gemeinden sehr engagierte Helfergruppen gibt, gibt es auch Gegenwehr die durch „Stammtischparolen“ angeheizt werden. Alle Anwesenden waren sich einig, dass alles getan werden muss um der Bevölkerung die Angst vor dem Fremden zu nehmen um rechtsgerichteten Parolen den Boden zu entziehen.